Am Samstagmorgen hatte sich der Gott der Winde, Aiolos, beruhigt. Dafür ließ Poseidon nun die kleinen Kiesel am Strand in seinen sanften Wellen „tanzen“
… genau wie ich meine Finger über die Tastatur. Fertig mit der Schneckenpost, ging es für eine kurze Baderunde in das angenehm temperierte ionische Meer…
ANMERKUNG : Ich hoffe, MEIN Eintauchen in sein Reich hat den Gott der Meere nicht dazu bewogen am Abend dann bei Durres die Erde beben zu lassen … aber davon haben WIR überhaupt nichts mitbekommen und eh erst sehr viel später erfahren …
Nach der Erfrischungsrunde ließen wir der Schnecke wieder freien Lauf
und fuhren zunächst noch ein Stück die Küstenstaße weiter,
ehe wir ins Landesinnere und zurück zu den Bergen abbogen,
durch wiederum wunderschöne Landschaft hielten wir Kurs auf Ostalbanien, dem wohl noch ursprünglichsten Teil des Landes.
Fanden dabei eine Brücke, wo wir froh waren, diese NICHT passieren zu müssen,
ein einsam reichlich sprudelnde Wasserstellen, an denen auch die hiesige Bevölkerung rege zu Gange war,
ein entlegenes, gut gepflegtes aber offensichtlich unbewohntes Kloster,
um vorsichtshalber unseren Bargeldvorrat am hiesigen Lek aufzustocken und erreichten nach knapp 4 Stunden unser Tagesziel – Benja.
Dieses kleine Fleckchen Südostalbanien punktet mit mehreren Highlight gleichzeitig.
Einer aus dem Jahre 1760 stammenden ottomanischen Steinbogenbrücke.
Die sich fast wie ein Eingangstor vor der Lengarica – Schlucht
über den gleichnamigen Fluss spannt und man sich vor bzw. hinter der Brücke in 30C warmen schwefelhaltigen Thermalbadekolken
kostenfrei aalen und die Aussicht auf die bis fast 2500m hohen Gipfel des Nemercka – Gebirges genießen kann.
Schon die alten Römer schätzten diese Heilquellen, die mit einem Ausstoß von über 160 Litern pro Sekunde die wasserreichsten des Landes sind. Nach so einem Gesundheitsbad
und der letzten doch etwas unruhigen Nacht schliefen wir beide wie die Murmeltiere.
So gut erholt starteten wir den Sonntagmorgen bei herrlichstem Wetter mit einer Wanderung in die Schlucht.
Der Wasserpegel versprach eine angenehme Tour durch die Kulisse der zum Teil bis zu 100m hohen Schluchtwände und stellenweise nur 3m breiten Klamm, in deren Höhlen schon die prähistorischer Bewohner aus der Kupfersteinzeit gelegentlich Zuflucht gesucht hatten.
Kein Klettern über Felsblöcke oder gar schwimmen war erforderlich, einzig ein Waten durch das meist munter dahinplätschernde Flüsschen .
Einzigstes Manko ( zumindest für Tom ) dieser wunderbaren Wanderung bei der wir mehrfach die Uferseiten wechseln mussten, war der lehmig schmierige Untergrund in dem die Füße egal ob mit oder ohne Schuhen regelrecht angesaugt und festgehalten wurden.
Nach einer Pause bei dem wir nicht versucht haben aus dem Fröschlein einen Prinzen zu „zaubern“,
uns aber mit einer Weißweinschorle gestärkt hatten, ging es – jetzt auch mit Sonnenschein bis auf den Schluchtengrund
Noch ein Entspannungsbad genossen…
..und reichlich 4 Stunden nach unserem AbMARSCH saßen wir abFAHRbereit auf unseren Autositzen.
Wenn dann das Navi für eine Wegstrecke von knapp 100 km eine Fahrzeit von mehr als 180min angibt, ist gewiss, dass DIESES
Verkehrszeichen am häufigsten anzutreffen sein wird.
Es war mal wieder die reinste Panoramafahrt, die jedoch diesmal nur ich genießen konnte,
denn Tom war fast ausschließlich damit beschäftigt, Schlaglöchern auszuweichen und noch viel mehr auf dieser extrem engen und sowas von kurvenreichen
Strecke vorab zu erkennen, ob uns etwas entgegenkommt.
Denn so nett und freundlich die Albaner sind, hinter dem Steuer sitzend, fehlt ein vorausschauendes und rücksichtsvolles Fahren fast vollständig. Vielleicht ein Grund für die überdurchschnittlich vielen jahrmarktsbudenmäßig geschmückten Gedenksteine am Straßenrand.
Aber zum Glück ist die Gegend so dünn besiedelt, dass – obwohl die Strecke die Hauptverkehrsader in diesem Gebiet ist – sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen hielt.
Nachdem wir in Erseke, der mit1020m höchstgelegensten Stadt des Landes und schon seit osmanischen Zeiten Marktplatz der Region, noch unseren Lebensmittelvorrat aufgestockt hatten, gab es auf den letzten Tageskilometern dann zumindest neu asphaltierte und etwas breitere Straßen.
So das wir nach 4 Stunden Dauerkurvenfahrt, unseren Übernachtungsplatz ansteuerten und gerade noch so die Sonne verschwinden sahen.
Dafür bot sich wenige Zeit später ein gigantischer Sternenhimmel. Der uns sogar richtig deutlich die Milchstraße erkennen ließ.